Zweites Gebot | Digitale Bilderwelten: Im Blick behalten, wer wir sind

Digitale Bilderwelten: Nicht vergessen, wer wir sind

Zweites Gebot: Mache dir kein Gottesbild.

Unser Leben besteht aus Bildern: Davon, wie wir gerne wären, was wir gerne besitzen würden und wie wir unsere Mitmenschen betrachten. In der Digitalisierung entstehen so neue Bilderwelten, in der sich auch andere ein Bild von uns machen – zum Beispiel Internetkonzerne wie Google. Wie gehen wir damit um?

© EKD | iStock.com/simonkr

Das Internet ist voller Bilder und Videos. Manche sind lustig und unterhaltsam, manche machen uns schlauer und freier, mit manchen können wir zeigen, wer wir sind oder gern wären. Andere gehen einem nicht mehr aus dem Kopf – soweit, dass wir sogar süchtig nach ihnen werden können. Oder es sind Bilder von uns selbst im Netz, die andere lieber nicht sehen sollen.

Die Flut der Bilder zeigt: Bilder anschauen und veröffentlichen kann zu einem Leben in Freiheit passen, aber Bilder können diese Freiheit auch gefährden und überwältigen. Daran erinnert schon das Bilderverbot in der Bibel. Deshalb ist es hilfreich, in Zeiten der Digitalisierung und digitalen Bildwelten, genauer über dieses Bilderverbot nachzudenken.

Bleiben wir offen für das Unerwartete

Im Bilderverbot geht es zunächst um unsere Vorstellung von Gott. Kein Mensch kann sich eine Statue, Kirche – oder einen Algorithmus – bauen und sagen: „So sieht Gott aus, hier bei mir ist Gott und bei dir nicht.“ Bilder können an Gott erinnern, aber sie können Gott nicht fassen. Damit geht es auch um unsere eigene Freiheit als Menschen. Denn in der Bibel steht, dass Menschen Gottes „Ebenbild“ seien: Gott passt in kein Bild und auch Menschen sollten sich nicht auf Bilder reduzieren.

Deshalb ist es gut für unsere Freiheit, wenn wir uns selbst und andere nicht auf Bilder festlegen. Es doch zu tun, ist lieblos und ohne Achtung vor dem anderen. Wer andere auf Bilder oder Vorurteile festlegt, erwartet nichts Unerwartetes mehr. Wer liebt, bleibt offen.

Was das neueste Smartphone nicht kann

Werbung macht gerade im Internet aus Produkten Kultgegenstände: Das neue Smartphone etwa erscheint dann nicht nur als ein neues Smartphone. Es soll viel mehr sein. Es soll für Erfolg, Stärke, Jugend und Dazugehören stehen. Das ähnelt einer Geschichte in der Bibel.

In der Geschichte bauen Menschen die Statue eines jungen Stiers, um sie anzubeten. Auch der junge Stier stand damals für Erfolg, Kraft und Attraktivität. Doch wer sich solch ein mächtiges Bild schafft, der verspielt die Freiheit, zu der Gott befreit. Wer nur Erfolg, Kraft und Attraktivität nachjagt, verliert allzu leicht seine Mitmenschen aus dem Blick und wird egozentrisch.

Welches Bild hat Google von mir?

Digitale Technologien schaffen viele Möglichkeiten: In sozialen Medien etwa kann ich mich darstellen, mit anderen in Kontakt treten, kommentieren, mitdiskutieren, herausfinden, wer ich bin und wer ich sein könnte. Das Problem dabei: Internetunternehmen sammeln Daten über mein Verhalten im Netz. Sie werten diese Daten technisch aus. Auch so entsteht ein Bild von mir.

Dieses Bild bestimmt dann, welche Beiträge ich zu sehen bekomme oder welche Bücher und Filme mir vorgeschlagen werden. Dieses Daten-Bild von mir legt mich auf etwas fest und macht mich unfrei. Deshalb fordert die Denkschrift der EKD mehr Datensouveränität für Nutzer:innen. Wir sollten selbst mitbestimmen können, wie ein digitales Bild von uns entsteht. Dafür müssen Internetunternehmen sorgen. Dafür braucht es auch Gesetze.

Digitale Bilder können auch einengen

Virtuelle Realitäten können entspannen und bilden. Sie bieten einen Raum, sich auszuprobieren und Neues zu entdecken. Das macht freier. Virtuelle Realitäten können auch abhängig machen. Manch einem bieten sie die Bestätigung und Erfolgserlebnisse, die ihnen in anderen Bereichen fehlen. 

Evangelische Kirche und Christ:innen haben eine Botschaft: Gott erkennt bedingungslos an, liebt und schenkt Freiheit – auch von Bildern. Das wollen sie leben, davon wollen sie erzählen. Das macht stark gegen die Gefährdungen der Freiheit.
 

Weitere Informationen

Highlights aus der Veranstaltung zum Zweiten Gebot

Wie können wir uns und andere nicht mit messendem, bewertenden, priorisierendem Blick wahrzunehmen, auch wenn (digitale) technische Funktionen wie liken, folgen usw. fest eingeübt sind? Oder können Selfies gar zum Reflexionsinstrument der Wahrnehmung und Deutung werden?

zum gesamten Veranstaltungsrückblick

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